Land and Environmental Art
Was ist Land Art? In den 1960er und 70er Jahren entstanden neue künstlerische Praktiken, die sich der natürlichen Landschaft zuwandten. Sie wurden erst Earthworks und Earth Art, dann Land Art genannt. Sie waren außerhalb der Mainstream-Kunst und deren Institutionen verortet und stellten die Ideen, die mit der Kunstproduktion, deren Ort und mit ästhetischen Kategorien verbunden waren in Frage.
Robert Smithson: Spiral Jetty, 1970 (Great Salt Lake, Utah)
Land Art war zunächst ein amerikanisches Phänomen. Künstler wie Michael Heizer, Nancy Holt, Robert Smithson und Walther De Maria waren die ersten Protagonisten dieser Kunstgattung. Erst später verbreitete sie sich auch in Großbritannien und Kontinentaleuropa. Land-Art-KünstlerInnen wandten sich dem Medium der Landschaft zu und von der traditionellen Malerei oder Bildhauerei ab. Sie ersetzten die Leinwand mit Erde und nutzten Raupenfahrzeuge und Bulldozer als ihre künstlerischen Werkzeuge. Im Gegensatz zu ihren direkten Vorläufern, der Arte Povera und der Minimal Art, bevorzugte Land Art den natürlichen Raum und nicht die herkömmlichen Galerie oder Museum für ihre Kunst. Diese frühen Kunstwerke – Gräben, Hügel, Felsen und Ausgrabungen – erforderten einen offenen Raum und ein Verständnis für Größenverhältnisse, was beides in der Stadt nicht zu erreichen war.
Richard Long: Sculpture, England, 1968
Land-Art-Künstler verstanden sich als Entdecker und so wurden die abgelegenen, weiten Landschaften die ersten Orte für Land Art. Sie stellten die etablierte Wahrnehmung von Ort, Objekthaftigkeit, Dichte, Masse und Größenordnung in Frage. Sowohl historische als auch aktuelle Land Art fordert das Verständnis von Landschaft heraus, nicht nur was die Materialität der Erde, sondern auch was die Physiologie und Psychologie des Zuschauers betrifft – als Betrachter und Teilnehmer. (Text: Hanna Hölling)
Literatur:
– John Beardsley: Earthworks and Beyond. Contemporary Art in the Landscape. Abbeville Press, New York, 1998.
– Johannes M. Hedinger / Hanna Hölling: LANDSCAPE #1. Institute for Land and Environmental Art, Vexer Verlag St.Gallen/Berlin, 2020
– Philipp Kaiser, Miwon Kwon: Ends of the Earth: Land Art to 1974, Prestel München, 2012.
– Jeffrey Kastner, Brian Wallis: Land and Environmental Art. Phaidon, Boston, 1998.
– Michael Lailach: Land Art. Hrsg. Uta Grosenick, Taschen Verlag, Köln, 2007.
– Chris Taylor / Bill Gilbert: Land Arts of the American West, Texas, 2008
– Gilles A. Tiberghien: Land Art. Princeton Architectural Press, New York, 1995.
– Land Art @ Tate online resources
Com&Com: Bergkanzel, Art Safiental 2016